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ATELIERGESPRÄCH (Interview)

? Kannst Du uns bitte kurz Deinen Weg in die Malerei skizzieren?

√ Ich komme ursprünglich aus dem Journalismus und dem Filmgeschäft. Zum Pinsel gegriffen habe ich erst vor ein paar Jahren. Kommunikation ist immer noch mein zentrales Thema - ich habe eigentlich nur das Medium bzw. die Methode gewechselt.

 

? Hast Du eine grundlegende künstlerische Ausbildung?

√ Nein, ich habe keine klassische Ausbildung für Malerei. Die Akademie für Bildende Künste in Kolbermoor - mit ihren herausragenden Dozenten - entsprach von Anfang an meinen Vorstellungen, meine bis dahin ungenügenden Kenntnisse in der Malerei zu verbessern. Nicht ganz unbeteiligt hierbei war Prof. Markus Lüpertz, der mich ca. 4 Jahren als Meister begleitet hat. Er bekräftigte mich in meiner Tätigkeit als Maler, indem er mir ein - in seinem Sinne - gewisses Genie bestätigte und meine Individualität im Malen unterstützte und forcierte. Manche Ausführungen meiner Bilder gingen ihm allerdings zu weit.

? Was meint Lüpertz mit Genie?

√ In einem Interview mit der Spiegelberger Stiftung sagte er: "Genie ist eine Bewegkraft, die es ermöglicht, die ganz normalen menschlichen Unzulänglichkeiten zu überwinden. Gelänge es uns, Vollendung auf einer anderen Ebene zu erreichen, dann ließe sich locker auf Genie verzichten. Aber dem ist nicht so. Also, gilt es – mittels Genie – die menschlichen Handicaps zu überwinden, um zu einer großen und einmaligen Leistung zu gelangen. Das ist der Kampf. Man kann ihn zärtlich führen, auch vernünftig, man kann ihn konzentriert führen oder zornig".

Auch ich führe jeden Tag meinen Kampf für das Außergewöhnliche. Diese Arroganz müssen wir besitzen, sonst entstehen keine guten und interessanten Bilder.

 

? Wenn Du Dich selbst betrachtest: wie bist Du mit Dir und Deiner Tätigkeit als Künstler zufrieden?

√ Ich geniesse meine persönliche Freiheit, habe keinen Zeitdruck und muss mich vor niemanden erklären. Allerdings komme ich mir schon manchmal komisch vor, wenn die Freunde morgens zur Arbeit gehen und ich ins Atelier. Daran musste ich mich erst gewöhnen.

Ich nehme meine malerische Arbeit sehr ernst. Die Malerei ist kein Pappenstiel, der nur Freude macht! Man muss sich jeden Tag gegen mit den Malern der vielen Jahrhunderte messen, man ist nicht nur heiter, auch mal schlecht gelaunt, auch depressiv. Man malt fast immer allein in seinem Atelier, allein mit sich und seinem ständigen Anspruch an Qualität.

? Wie zufrieden bist Du mit Deinem Werk, wenn es fertig ist?

√ Nach dem Bild ist vor dem Bild. Ich versuche, das neue Bild - in jeder Hinsicht - besser zu machen.

 

? Wie entstehen Deine Bilder? Hast Du vorher einen Plan oder gehst Du ganz frei an die weiße Leinwand heran?

√ Ich arbeite - wie die meisten abstrakten Maler - impulsiv und prozessorientiert. Und jedes Mal zu Beginn die gleiche, etwas unangenehme Situation - wie der Torwart vor dem Elfmeter. Wenn ich die Leinwand erst einmal grundiert und den ersten Strich getan habe, ist die Distanz verflogen. Was dann daraus entsteht, ergibt sich Pinselstrich für Pinselstrich. Typisch für mich sind der spontane , gestische und eruptive Farbauftrag. Je weiter das Werk allerdings gediehen ist, desto mehr nehme ich intellektuellen Einfluss, um dem Bild eine inhaltliche Message sowie eine Ästhetik einzuhauchen, die meinen persönlichen Ansprüchen entspricht. 

 

? Nach welchen Kriterien vergibst Du Titel für Deine Bilder?

√ Am allerliebsten würde ich keine Titel für meine Bilder vergeben, denn dadurch wird die Phantasie des Betrachters beeinflusst! Ich behelfe mir dadurch, dass ich meist Songtitel von den Rolling Stones verwende. Mit dieser Musik bin ich aufgewachsen und in einer ganz bestimmten Art verwachsen, so dass dieser Transfer meist gut gelingt.

 

? Denkst Du, dass Du einen Stil hast, an dem man Dich bzw. Dein Werk erkennen kann?

√ Das war ein ganz großes und wichtiges Thema für mich. Fast jeder in meiner näheren Umgebung hat behauptet, ein Künstler braucht einen Stil. Lüpertz sagt: "Wer einen Stil hat, ist als Künstler tot". Das hat mich doch sehr beruhigt.

 

? Willst Du mit der Deiner Kunst etwas erreichen?

√ Die Frage aller Fragen! Mein zentrales, persönliches Thema ist die „Kommunikation". Ich gestalte meine Bilder so, dass sie zur Diskussion anregen. Ich male keine lieblichen Landschaften, sondern meine Bilder sind häufig provokant und sperrig. 

 

Und ja, ich will, dass die Menschen, die meine Bilder anschauen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Ich will, dass auch die Kunden meiner Bilder lange Freude daran haben.

Aber ich möchte auch - zusammen mit meinen Malerkollegen - den Menschen die Fähigkeit zurückgeben, die Bilder genauer zu betrachten, zu interpretieren und mit ihrer eigenen Phantasie und persönlichen Kreativität die gemalten Bilder in Bewegung zu setzen. 

Wenn das gelingt, bin ich zufrieden.

 

? Was reizt Dich an der Malerei?

√ Das Dauerstatement von Prof. Lüpertz „Es gibt nichts Neues in der Malerei, es gibt nur neue Maler“ ist auf den ersten Blick eine frustrierende Aussage und gilt meiner Meinung nach nur für die klassische Malerei. Aber es ist doch ein starken Anreiz, als Maler herauszustechen und ggf. eine neue Methode zu erfinden, die noch keiner erfunden hat. Meine Besonderheit sind z.B. die aufgesetzten Plexiglasplatten, die mit der Leinwand interagieren und kommunizieren. Auch die Oberflächen meiner Bilder mit Kunstharz (Resin) zu beschichten, ist eine Methode, welche insbesondere die mit Acryl gemalten Bilder wesentlich leuchtender erscheinen lässt und mehr Tiefe zeigt.

? Was ist für Dich das Anspruchsvollste in der Malerei?

√ Wir als Maler entwickeln ja quasi eine neue Sprache, mit der wir mit den Menschen kommunizieren wollen. Ob wir verstanden, in wieweit unsere Emotionen empfunden werden, auf der anderen Seite wie sensibel und empfindlich wir mit dem Feedback umgehen - das sind für mich die wirklich spannenden und anspruchsvollen Herausforderungen der Malerei.

 

? Versuche einen Satz zu formulieren, der Dein Gefühl zur Kunst im Allgemeinen beschreibt.

√ Die heutige, zeitgenössische Kunst ist unübersichtlich, scheinbar unstrukturiert und zunehmend digital. Die heutige Malerei scheint mir über weite Bereiche mutlos. Das bietet mir aber als Künstler den unschätzbaren Vorteil, keine Floskeln, keine Attitüden, keine Normen, keine Dogmen und keinen Konsens bedienen zu müssen- und mutig und innovativ sein zu dürfen.

Das Interview führte DIE SPINNE

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